Overline: 4. Potsdam Ocean Governance Workshop
Headline: Von guten Absichten zu konkreten Taten? Fachleute analysieren Fortschritte beim Schutz der Ozeane

Die Weltmeere sind in der Krise – Klimawandel, Vermüllung, Überfischung und Verschmutzung haben dazu geführt, dass bereits etwa die Hälfte  der Meere stark geschädigt ist. Der Schutz der Ozeane stand daher im Jahr 2017 hoch oben auf der internationalen politischen Agenda.

Jorid Hammersland (Ministerium für Umwelt und Energie, Schweden) sprach in Potsdam über den Aufbau regionaler Ozean-Partnerschaften.
Jorid Hammersland (Ministerium für Umwelt und Energie, Schweden) sprach in Potsdam über den Aufbau regionaler Ozean-Partnerschaften. IASS/Dirk Enters

Bei der ersten UN-Ozeankonferenz in New York, der von der EU organisierten Konferenz „Unser Ozean“ in Malta, der jährlichen Sitzung des Hochrangigen Politischen Forums für Nachhaltige Entwicklung und der UN-Klimakonferenz in Bonn sondierten Politiker und Fachleute aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft Wege aus der Meereskrise. Leiteten sie dabei eine Trendwende in Richtung Nachhaltigkeit ein? Darüber diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft am 13. und 14. Dezember beim vierten Potsdam Ocean Governance Workshop am IASS.

Martin Visbeck vom GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel betonte, dass das Nachhaltigkeitsziel 14, das dem Schutz der Ozeane gewidmet ist, als integraler Bestandteil der UN-Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung betrachtet werden müsse. „Es ist wichtig, die Interaktionen von Ziel 14 mit den anderen Zielen zu analysieren, weil es uns hilft, unsere Freunde zu finden, die Motivation für Kooperation zu stärken und neuen Arbeitsbereichen Impulse zu verleihen“, sagte der Ozeanograph und Klimaforscher. Im Mai kam ein internationaler Bericht zum Thema heraus, an dem Visbeck mit einem Forschungsteam der Kieler Meeresforschung und des IASS mitgewirkt hatte. Er liefert eine detaillierte Analyse von Ziel 14 und drei weiteren Zielen in ihrer Beziehung zu anderen Nachhaltigkeitszielen.

Unternehmen wollen Überfischung und Sklavenarbeit stoppen

Im Privatsektor sind das Problembewusstsein und der Wille zu handeln laut Meg Caldwell von der David & Lucile Packard Foundation bereits gewachsen. Als Belege führte sie zwei im Juni 2017 bei der UN-Ozeankonferenz vorgestellte Initiativen an: Mit der Tuna 2020 Traceability Declaration  wollen 18 zivilgesellschaftliche Organisationen den Vertrieb von illegal gefangenem Thunfisch stoppen, mit der SeaBOS-Initiative wollen neun große Fischereiunternehmen rechtswidrige Handlungen wie den Einsatz von Sklavenarbeitern und Überfischung unterbinden. „Mich stimmt optimistisch, dass die Unternehmen zur Sache kommen, dass sie an den Details arbeiten. Soziale Gerechtigkeit zieht sich als Narrativ durch die Agenda 2030, und die Industrie nimmt diesen Faden auf“, erklärte Caldwell.

Unternehmen, Regierungen, Stiftungen, Wissenschaftseinrichtungen und weitere Akteure reichten im Vorfeld und im Nachgang zur UN-Ozeankonferenz  mehr als 1400 freiwillige Verpflichtungserklärungen zu Ziel 14 ein. Jedoch behandelten diese einige der Unterziele eher stiefmütterlich, berichtete Barbara Neumann vom IASS: „Die meisten freiwilligen Verpflichtungen adressieren die Meeresbewirtschaftung, die Vermüllung der Ozeane, den Kapazitätsaufbau und die nachhaltige Fischerei. Nur sehr wenige gehen politisch schwierige Themen wie schädliche Fischerei-Subventionen an.“ Zu den Herausforderungen bei der Umsetzung der freiwilligen Verpflichtungen zählten die Stärkung der bis dato vernachlässigten Unterziele sowie Transparenz und Qualitätssicherung.

Nachvollziehbare Umsetzung und engere Zusammenarbeit notwendig

Sebastian Unger (IASS) zog nach zwei Tagen  Diskussion ein optimistisches Fazit: „Der Ozean steckt in einer tiefen Krise, aber das internationale Engagement, das wir 2017 erlebt haben, lässt Hoffnung aufkommen, dass Veränderungen möglich sind.“ Jetzt seien die Nachverfolgung der freiwilligen Verpflichtungserklärungen, eine stärkere Kooperation in Regionalmeeren sowie eine themen- und grenzübergreifende Herangehensweise bei der Umsetzung wichtig.

Die Ergebnisse des Workshops werden in politische Kurzdossiers sowie wissenschaftliche Veröffentlichungen einfließen. Geplant sind beispielsweise Beiträge in einer Sonderausgabe der Zeitschrift „Marine Policy“.