Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Integriertes Ozeanmanagement soll Nutzung und Schutz des Ozeans verbinden

20.05.2020

Wir sind auf den Ozean angewiesen, um unseren steigenden Bedarf an Nahrung, Energie und Transportwegen zu decken. Gleichzeitig leiden die Meeresökosysteme unter Übernutzung, Verschmutzung, dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt. Das „High Level Panel for the Sustainable Ocean Economy“, eine internationale Initiative von Staatoberhäuptern und Regierungschefs, empfiehlt in einem unter Beteiligung des IASS entwickelten Bericht konkrete Schritte, um einen Ausgleich zwischen Nutzung und Schutz herzustellen.

Die Meeresökosysteme leiden unter dem Verlust biologischer Vielfalt.
Die Meeresökosysteme leiden unter dem Verlust biologischer Vielfalt.

Das „High Level Panel for the Sustainable Ocean Economy“ wurde im September 2018 eingerichtet, um Lösungen für eine nachhaltige Ozeanwirtschaft zu entwickeln. In dem Blue Paper „Integrated Ocean Management“ beschreibt ein Autorenteam, dem IASS-Forschungsgruppenleiter Sebastian Unger angehört, die Chancen dieses Ansatzes. Das integrierte Ozeanmanagement stelle das Ökosystem und das Wissen in den Mittelpunkt jedes Entscheidungsprozesses. Indem es verschiedene menschliche Bedürfnisse und Meeresnutzungen berücksichtigt, helfe es gleichzeitig die Ozeane zu schützen und eine nachhaltige Meereswirtschaft zu fördern. „ Der Ozean wird auch bei der Bewältigung der Folgen der Coronakrise eine wichtige Rolle spielen. Integriertes Ozeanmanagement kann als eine Art ‚grün-blaues‘ Leitbild dienen, mit dem die nachhaltige Nutzung von Meeres-Ressourcen sichergestellt und die Resilienz vom Ozean abhängiger Nutzergruppen gestärkt werden kann“, sagt Sebastian Unger.

Die Kernbotschaften:

1.    Integriertes Ozeanmanagement sollte sektorbezogenes Management ergänzen

Bemühungen um ein wirksames sektorbezogenes Management ozeanbasierter menschlicher Aktivitäten sind notwendig, aber nicht ausreichend. Um das richtige Gleichgewicht zwischen Nutzung und Schutz herzustellen und die Meereswirtschaft als Ganze zu optimieren, sind die umfassenden Konzepte und der übergreifende ökosystembasierte Ansatz des integrierten Ozeanmanagements erforderlich. Dieses kann auch als kooperativer und koordinierender Mechanismus eine bessere Integration zwischen den verschiedenen Sektoren fördern.

2.    Integriertes Ozeanmanagement sollte bestehende Governance-Rahmenwerke stärken und weiterentwickeln

Die wohl gravierendste Schwäche unserer Ozeanmanagement-Systeme ist die unzulängliche oder ineffiziente Umsetzung der bestehenden nationalen und internationalen Instrumente. Die Governance-Rahmenwerke werden zurzeit weiterentwickelt, dabei geht es auch um die Umsetzung der Vorschriften für regionale Fischereiorganisationen, um die Verhandlungen über die biologische Vielfalt in Meeresgebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit und die Entwicklung von Regeln für die Nutzung der Rohstoffe am Meeresboden durch die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA).

Ein Leitprinzip dabei sollte die wirksame Umsetzung internationaler Vereinbarungen in die nationale Gesetzgebung und Praxis sein, einschließlich wirtschaftlicher Aktivitäten von Staaten auf Hoher See. Regeln für menschliche Aktivitäten auf Hoher See sollten mit denen, die in Gebieten unter nationaler Gerichtsbarkeit gelten, vereinbar und mindestens ebenso streng sein. Die Ratifizierung und Einhaltung der internationalen Bestimmungen, die im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) dargelegt sind, ist eine Voraussetzung dafür. Besonders die regionale Zusammenarbeit kann hierfür ein wirksames Mittel sein.

3.    Integriertes Ozeanmanagement kann überall angewendet werden

Der Schlüssel zum Erfolg des integrierten Ozeanmanagements liegt darin, Maßnahmen an den lokalen Kontext anzupassen und relevante Interessengruppen einzubeziehen. Die Gegebenheiten unterscheiden sich stark, doch in allen Fällen sind partizipative Beteiligungsprozesse von entscheidender Bedeutung. Sie sollten den wissenschaftlichen, kulturellen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontext berücksichtigen und die aktive Beteiligung von Interessengruppen fördern. Nationale Managementpläne müssen in lokalen Gemeinschaften verankert werden. Wenn dies berücksichtigt wird, ist das integrierte Ozeanmanagement in allen Teilen der Welt und auf allen Regierungsebenen anwendbar.

4.    Integriertes Ozeanmanagement muss dynamisch sein

Das Ökosystem des Ozeans ist sehr dynamisch, und seine Governance muss dies widerspiegeln. Diese Anforderung wird durch den Klimawandel noch verstärkt: Künftige Pläne zur Bewirtschaftung der Ozeane müssen Risiken, die sich aus Meeresnutzungen und Klimawandel ergeben, direkt berücksichtigen und in der Lage sein, sich an rasche Entwicklungen anzupassen. In dieser Hinsicht ist unser Wissen über den Ozean und den Klimawandel und unsere Nutzung dieses Wissens von entscheidender Bedeutung.

Zur heutigen Veröffentlichung des Blue Papers bietet das High Level Panel ein Webinar mit Leitautor Jan-Gunnar Winther (Centre for the Ocean and the Arctic, Norwegian Polar Institute) und dem Minister für die Meere von Portugal, Ricardo Serrao Santos, an. Mehr Informationen und Registrierung hier: https://www.wri.org/events/2020/05/webinar-integrated-ocean-management

Mehr Informationen:

Kontakt

Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de
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