Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Theorie und Praxis der Katastrophenvorsorge: Interview mit Nina Köksalan

29.09.2015

Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de

Am 23. September ging die zweite internationale Potsdam Summer School zu Ende. Zehn Tage lang diskutierten 40 Teilnehmer unterschiedlicher Fachrichtungen aus 28 Ländern mit renommierten Wissenschaftlern aus den Potsdamer Forschungseinrichtungen sowie internationalen Experten über das Thema „Im Angesicht der Naturkatastrophen“. Eine der Teilnehmerinnen war Nina Köksalan, die ein Studium der Geographie, Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie absolviert hat und nun seit dreieinhalb Jahren bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in Rom arbeitet. In unserem Interview erläutert sie ihre Motivation, an der Potsdam Summer School teilzunehmen, und zieht Bilanz über ihre Erfahrungen und neuen Erkenntnisse.

Nina Köksalan

Was hat Sie motiviert, an der Potsdam Summer School teilzunehmen?

Zunächst traf das Thema genau meinen Arbeitsschwerpunkt: Bei der FAO arbeite ich im Bereich Resilienz und Naturgefahren in der Landwirtschaft und Ernährungssicherung. Für meine Arbeit ist es wichtig sich regelmäßig über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren. Die Summer School war eine Gelegenheit, mich mit jungen Wissenschaftlern genauso wie mit Mitarbeitern von Behörden oder Hilfsorganisationen auszutauschen und einen Überblick über neueste Forschungsthemen und Erkenntnisse zu bekommen. Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die Summer School ein breites Spektrum an Themen abgedeckt hat, wie beispielsweise Risikoanalysen, Governance, Frühwarnsysteme und neue Medien.

Welche der Vorträge waren für Sie besonders spannend?

In meiner Arbeit bei der FAO beschäftige ich vor allem mit Naturrisiken, die starke Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben. Der Agrarsektor ist besonders von extremen Wettereignissen, wie Dürren und Stürmen, betroffen. Katastrophenvorsorge in der Landwirtschaft birgt dabei großes Potenzial, die Ernährungssicherheit einer Bevölkerung zu verbessern und gleichzeitig den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen und eine langfristige Anpassung an Klimaveränderungen zu fördern. Ich habe besonders aus einem Vortrag über die Beobachtung von Extremwetterereignissen in der Anden-Region Erkenntnisse gewonnen, die ich für meine Arbeit als relevant empfinde. Die verbesserte Vorhersage von Extremwetterereignissen ist in den Anden, einer landwirtschaftlich geprägten Region, essentiell, um präventive Maßnahmen zu ergreifen und Ernteschäden zu verringern. Darüber hinaus fand ich es spannend, mich intensiver mit Naturgefahren wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen auseinanderzusetzen, mit denen ich nicht täglich zu tun habe.

Welche Eindrücke nehmen Sie aus der Summer School mit?

Effektive Katastrophenvorsorge erfordert, dass Wissenschaftler, Regierungen, internationale Organisationen und lokale Initiativen eng kooperieren. In der Praxis ist das manchmal einfacher gesagt als getan. Ein positives Beispiel ist ein Projekt der FAO auf den Philippinen, das eine Plattform bot, die Zusammenarbeit zwischen lokalen Stakeholdern und Wissenschaftlern aus der Region zu stärken. Dabei geht es vor allem darum, risikoreduzierende landwirtschaftliche Praktiken zu identifizieren, zu testen und ihre Verbreitung zu fördern. Während der Summer School hatten wir die Gelegenheit, solche Erfahrungen austauschen. Wir haben viel diskutiert, wie man wissenschaftliche Erkenntnisse stärker in der Praxis umsetzen kann und welche Erfolgsfaktoren und Herausforderungen es gibt. Ich habe dabei nicht nur viel über die Arbeit anderer Teilnehmer gelernt, sondern auch über ihre unterschiedlichen Ansätze und Perspektiven. Durch die Summer School konnten sich Wissenschaftler und Berufstätige aus verschiedenen Bereichen näher kommen und darüber hinaus habe ich tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich Kontakt bleiben möchte.

Header-Photo: IASS/David Ausserhofer

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